Puistotädit – eine finnische Betreuungsmöglichkeit auf Spielplätzen

Im letzten September begann A. zu den Puistotädit (auf Deutsch Parktanten) zu gehen. Ein für Deutschland unbekanntes Konzept, zumindest war es das lange für mich. Ich erzähle euch ein bisschen davon wie A. jetzt einige seiner Vormittage mit anderen Kindern im Park verbringt. Und natürlich schreibe ich darüber, was sich hinter dem Begriff der Puistotädit (Parktanten) verbirgt.
Habt ihr davon schon einmal gehört? Wäre dies ein Angebot, das ihr gerne in eurer Nähe hättet und in Anspruch nehmen würdet?
Parktanten?
Kurz gefasst, die Puistotädit, also Parktanten bieten eine Kurzzeitbetreuung für Kinder auf Spielplätzen an. Es gibt dieses Angebot auf vielen Spielplätzen in Finnland. An Vormittagen können die Kinder dort für eine gewisse Zeit, meist zwei bis drei Stunden, mit anderen Kindern (& den Parktanten) an der frischen Luft spielen. Die Parktanten stellen Spielsachen, teilweise gibt es einen kleinen Snack und eine Hütte zum Unterstellen, sollte das Wetter allzu schlimm sein. Sonst gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.
Meiner Meinung nach ist es ein tolles Angebot für Kinder, die zu Hause betreut werden. Gerade, wenn ein kleines Geschwisterchen geboren wurde. Die Zeit auf dem Spielplatz bietet einen Ort für das große Kind mit anderen zu spielen. Und die Eltern haben Zeit etwas auf das Baby konzentrieren zu können.
Unser Park
Schon als A. ein Jahr alt war entdeckten wir den Aushang für die Aktivitäten der Parktanten. Doch wir wollten noch etwas warten. Nach dem letzten Sommer, als A. eindreiviertel Jahre alt war, beschlossen wir es auszutesten und die Puistotädit kennenzulernen. Den Spielplatz, keine zehn Minuten von uns entfernt kannten wir von vielen Besuchen. Das der Ort für A. bekannt war, das war definitiv von Vorteil.
Der Park ist allein schon von der Umgebung ein Glücksgriff und ein wahres Kinderparadies. Mitten im Wald, mit einigen Felsen zum Klettern oder sich durchschlängeln. Es gibt einen oberen Teil und einen unteren verbunden durch einen kleinen Hügel (Rodelbahn im Winter). Der geräumige Spielplatz ist mit einem Zaun geschützt. Die Kids laufen umher wie sie es wollen und sind so zum Beispiel vor Hunden geschützt. Und ja, sie können halt nicht abhauen. 😉

Unsere Puistotädit (Parktanten)
Neben dem tollen Gelände, kümmern sich zwei ganz liebenswerte Parktanten um die Kinder. Auf dem Spielplatz gibt es schon seit 40 Jahren Aktivitäten und eine der Frauen arbeitet im Park seit ihre eigenen Kinder vor über 20 Jahren selber dort waren.
Die zwei Frauen sind jedenfalls zum einen sehr nett, zum anderen kümmern sie sich wunderbar um die Kinder. Spielen mit ihnen und das finde ich besonders positiv, sie lassen die Kids in ihrem Park ihr Ding machen. Seien wir mal ehrlich, Kinder brauchen nicht immer ein vorgeschlagenes Aktivitätsangebot, Gleichgesinnte und die Natur sind ausreichend. Spielsachen bilden ein Plus, sind aber definitiv nicht das Wichtigste.
Kosten
Umsonst ist der Besuch im Park logischerweise nicht. Die Preise, sowie Öffnungszeiten variieren zwischen den verschiedenen Angeboten. Ich kann hauptsächlich von unserem Park erzählen, dieser ist wochentags von 9 Uhr bis 12 Uhr offen. Den Betrag zahlen wir monatlich und er ist wirklich angemessen. Man kann auch pro Tag bezahlen und muss das Kind nicht vorher anmelden.
Die “Konditionen” sind natürlich, wie so oft abhängig vom Park. Manche haben nur an bestimmten Tagen auf oder nehmen erst Kinder, die laufen können und haben deutlich höhere Preise.
Bei unserem Park bietet die Stadt den Spielplatz und die kleine Hütte. Früher gab es wohl Spielzeuggeld. Mittlerweile haben sich so viel angesammelt, dass kein weiteres Spielzeug benötigt wird, sagte eine der Parktanten.
Der erste kleine Arbeitplatz
Es schien, als sei der Zeitpunkt richtig gewählt. A. fand sich schnell ein und ist begeisterter Parkgänger. Das ist das Wichtigste!
Wie bei einer Eingewöhnung im Kindergarten fingen wir am Anfang langsam an. Erst waren wir zusammen da, dann steigerten wir in Schritten die Zeit, die A. dort verbringt. Mittlerweile ist er meist vier Tagen die Woche für gut zweieinhalb Stunden dort. In der letzten Zeit ging er nach eigenen Aussagen zu seiner Arbeit. 😀 (Wie auf dem ersten Bild zu sehen, ausruhen tun sich die Kinder dort nicht.)
Aus Erzählungen weiß ich, dass der Park teilweise mit bis zu 20 oder mehr Kindern voll besucht war. Zurzeit gibt es vier regelmäßige Kinder, was ich persönlich toll finde. Die kleine Gruppe, alles Jungs im gleichen Alter, ist zu einer netten Truppe zusammen gewachsen. Zu Hause erzählt A. oft von seinen Freunden aus dem Park. Die kleine Gruppe ist natürlich total idyllisch, dazu an der Natur plus zwei Erwachsene zur Betreuung. Hach!
Ich bin mir sicher der Abschied zum Kindergarten wird uns allen schwer fallen. (Ich hasse Abschiede!) Ich bin mir aber sicher, dass die Zeit bei den Puistotädit für A. eine gute Vorbereitung für den Kindergarten sein wird. Und es ist eine schöne Erfahrung so viel an der frischen Luft spielen zu können.
Gerade um die Zeit als A. eineinhalb Jahre alt wurde, merkte ich, dass er immer mehr Action benötigt um am Abend nicht unausgeglichen zu sein. Oft fand ich es schwer ihm diese Aktivitäten bieten zu können.
Der Park hat definitiv Entspannung gebracht, auf allen Seiten. A. hat eine Konstante in seinem Alltag und ich habe vor allem ein bisschen Zeit für mich. So kann ich mich in Ruhe um einige Haushaltsdinge kümmern, wie kochen und muss dies nicht mit “Kind am Arm” machen. Und ja, es bleibt Zeit die Füße mal hochzulegen. 😉

Das Wetter
Das Wetter kann, gerade im finnischen Winter (oder einfach immer) sehr wechselhaft sein. Doch den Kids macht es nichts aus. Als es mal an die -10 Grad waren, sagte ich, dass ich früher zum Abholen komme. Mir wurde versichtert, dass es den Kindern nichts ausmacht und nur wir Erwachsenen so “verweichlicht” sind.
Sollte es wirklich zu kalt oder zu sehr stürmen gibt es das kleine Häuschen. Bis jetzt waren sie erst einmal dort, weil es wirklich eisig war. Auch bietet die Hütte eine Möglichkeit zum Windelwechseln, für größere Kinder gibt es ein Plumpsklo. 😉
Kekszeit
Zur Mitte des Vormittags wird die Glocke geläutet, auch gerne von einem der Kinder. Die Kinder finden sich zusammen und es gibt eine kleine Kekspause. Ich weiß noch wie stolz A. war, als er das erste Mal dabei war und einen Keks bekam.
Bis bald, viele Grüße aus Finnland, Lara
Liebe Lara,
hier nun mein erster Kommentar. Ich liebe deinen Blog und bewundere dich als Mutter sehr! Wenn ich mal Kinder habe, werde ich so einige Ideen von dir kopieren 😉
Das mit den puistotädit klingt super! Gerade wenn man keinen Garten hat, wo man die Kinder einfach mal machen lassen kann…
Ist es denn dennoch ein öffentlicher Spielplatz oder dürfen den nur “Kunden” der puistotädit benutzen?
Hihi, du wirst sicher auch ohne meine guten Tipps 😉 mal eine super Mutter. <3
Gibt's bei euch sicher auch das Angebot. Klar, der Spielplatz ist weiterhin für alle offen. 🙂
:-*
Das ist wirklich eine tolle Sache! Hier gibt es teilweise betreute Spielplätze, aber ehrlich gesagt kann ich dir nicht genau sagen, was es damit auf sich hat. Ich glaube, das sind eher Nachmittagsangebote für Grundschulkinder. Sowas tolles wie die Parktanten haben wir leider nicht.
Dann musst du vielleicht so etwas starten? 😉
Das ist eine tolle Sache! Würde ich definitiv in Anspruch nehmen. Aber wie viel kostet es denn nun? 😀 Nur damit man da mal so eine ungefähre Idee hat. *fragtdiefraudiekeinekinderhatoderplant*
Wie gesagt, die Preise variieren. Wir zahlen 60€ im Monat, ein einzelner Tag kostet 8€. Das ist wirklich preiswert für finnische Verhältnisse. Ein anderer Park kostet deutlich mehr und hat nur 3x wöchentlich auf, die Informationen kamen aber von unserer Parktante. 😉