Kinder anziehen im Winter – nicht immer einfach
Der Winter rückt näher oder zog schon ein paar Tage ein und es kam der Herbst zurück. Auf jeden Fall zieht mit den kalten Temperaturen eine Frage in den Vordergrund: „Wie ziehe ich mein Kind an, dass es nicht friert?” Auf diese Frage gibt es wohl keine universelle Antwort. Vieles spielt eine Rolle bei der Kleidungswahl, die Wetterlage, die Jahreszeit und voran das Kind. Manche Kids frieren schnell, andere schwitzen trotz Minusgraden.
Eigentlich ist das Anziehen ein Thema, welches Familien das ganze Jahr über beschäftigt. Zumindest geht es uns so. Ich bin der festen Überzeugung, als ich Mutter wurde, ist automatisch das Plug-in „Panik – mein Kind könnte frieren” bei mir installiert worden.
Gerade für uns in Finnland lebend stellt sich die Frage der passenden Kleidung natürlich anders als im wärmeren Deutschland. Die Sommer sind kürzer und ich habe schon an kalten Augustmorgen das Haus mit Handschuhen verlassen.
Am Ende findet ihr einen Link zu einer praktischen Grafik, die allen das Anziehen versüßen kann, in jeder Jahreszeit. 😉
In Finnland ist es (gefühlt) immer kalt
Der kulturelle Blickwinkel spielt deshalb eine bedeutende Rolle, wenn ich vom Anziehen spreche. A. ist im Winter geboren, seinen ersten Spaziergang an der frischen Luft mit knapp drei Wochen hat er bei knackigen -15 erlebt. Von Anfang an gehörte es zu seinem Leben, sich viel Kleidung anzuziehen um draußen nicht zu frieren. Deshalb ist (bis jetzt) nur das Anziehen der Handschuhe teilweise problematisch.
In Finnland sind die Kinder täglich meist ein Minimum von zwei Stunden draußen, egal ob es regnet oder schneit. Es wird sich einfach wetterfest angezogen PUNKT. Jedoch gilt das für alle, Baby, Kleinkind oder Erwachsene. Ausgenommen, Teenie Mädchen, die laufen auch bei -20 mit offener Jacke und Sneakersocken umher. Die wetterfeste Kleidung sollte natürlich auf die Person abgestimmt sein und individuelle Wärmebedürfnisse (wie oben erwähnt) in Betracht gezogen werden.
Lieber ohne Anziehkrieg
Und um den Aspekt der persönlichen Bedürnisse geht es mir. Anziehen soll kein Kampf sein. Kleidung ist wichtig, sie schützt, sie gibt uns Wärme, sie kann unsere Haut vor zu viel Sonne bewahren. Manchmal kann ein bestimmtes Kleidungsstück Trost spenden oder einen zur Weißglut treiben. Ich sage nur: Kleideretikett…
Klar, Kinder haben nicht immer Lust sich Handschuhe anzuziehen. Handschuhe schränken die Fingerfertigkeit ein, sie nehmen die Möglichkeit genau zu spüren was man berührt. Gerade der Wechsel von einer dünnen Übergangsjacke zum dicken Schneeanzug ist verständlicherweise irgendwie „uncool”.
Kinder wissen wann ihnen kalt ist – oder doch nicht?
Letztens hat Lisa auf ihrem Blog „geborgen und geliebt” einen Artikel mit dem Titel „Mir ist nicht kalt!” geschrieben. Sie beschrieb, dass Kinder wissen, wann ihnen kalt ist. Man solle sie nicht zwingen gegen ihren Willen Handschuhe anzuziehen. Ich finde dies eine wichtige Sache, Kinder sollen lernen, wann ihnen kalt ist und ihnen eine Mütze Wärme geben kann.
Trotzdem muss ich aus unserer (finnischen) Sicht sprechen. Es macht einen Unterschied ob es draußen zwei Grad sind oder Minusgrade und vor allem wie lange man sich draußen aufhält. Anfang November hatten wir einen Wintereinbruch und Temperaturen um minus fünf, gerne kälter. A. war an einigen Vormittagen zwei Stunden bei den Parktanten. So sehr es für einige nach Zwang klingen mag, da sind meiner Meinung nach Handschuhe Pflicht. Ich als Mutter (ich erinnere an das Plug-in) kann es nicht mit mir vereinbaren mein Kind ohne Handschuhe im kalten Schnee spielen zu lassen. Andere Eltern können das vielleicht, dann ist das ihre Entscheidung.
Gehen wir jedoch nur fünf Minuten zum Zug und A. will seine Handschuhe nicht anziehen, ist das ok. Oft versuche ich es nach einer kurzen Weile an der kalten Luft erneut ihm die Handschuhe anzuziehen. Meist klappt es oder er gibt selber zu verstehen, dass er Handschuhe will. Wiebke hat auf ihrem Blog „Verflixter Alltag” auch zu der Thematik geschrieben. („Mein Kind darf nicht barfuss in den Schnee”) Dort hat sie einen sehr schönen Satz geschrieben: „Wir können als Eltern nicht die Verantwortung komplett auf unser Kind abwälzen und erwarten, dass es solch komplexe Entscheidungen trifft, die es mit seinen jungen Jahren noch gar nicht verstehen kann.”
Gemeinsam
Wie in vielen Dingen, das Kind einbeziehen kann die Lage ungemein entspannen. Gemeinsam anziehen (man kann vom Kind keine Mütze auf dem Kopf verlangen, wenn man selbst keine trägt) und zusammen überlegen welche Kleidung zum aktuellen Wetter die beste Wahl ist. Das ist gar nicht einfach, wenn man innerhalb von einer Woche Schnee, Regen, Minus- und Plusgrade zur Auswahl bekommt.
Hilfreich ist diese Abbildung. Ich habe sie vor ein paar Wochen bei Twitter geteilt. Zum ersten Mal gesehen habe ich sie in einem Kindergarten. Mir gefällt, dass sie eine Hilfestellung für die ganze Familie bietet die passende Kleidung zu wählen.
Anziehhilfe mit Bildern
Ich habe mich ein bisschen auf die Suche gemacht und die Quelle des Bildes gesucht. Ich wurde fündig, sie stammt aus einer Broschüre vom finnischen Arbeitsministerium und heißt „Having Children in Finland”. Eine Info für werdende Eltern in Finnland.
Unter diesem Link auf der Seite der Stadt Oulu ist die Broschüre als PDF zu finden. Die Grafik ist auf Seite 23 der Datei abgebildet. 🙂 Sie ist natürlich kein Regelwerk, ich finde sie aber eine gute Vorgabe und es kann eine tolle Hilfestellung für Kinder sein, selber wettergerechte Kleidung zu wählen.
A. und ich haben das Blatt zusammen angemalt und es an seine „Anziehstation” gehangen, da haben wir es alle im Blick. Also, ausdrucken, anmalen und viel Spaß beim Anziehen!
Liebe Lara,
ein sehr schöner Beitrag und vielen Dank für die Erwähnung ❤
LG Wiebke
Danke dir 🙂