Mama sucht Arbeit – (m)eine erste Bestandsaufnahme zur Jobsuche
Meine letzten Wochen waren nervenaufreibend, denn mich beschäftigte die Jobsuche. Ich hatte mir das so schön vorgestellt: Ich beginne im August zu arbeiten, drei Tage die Woche, an denen A. einen Kindergarten besuchen wird. Ich ahnte, dass es schwer werden könnte eine halbe Stelle zu finden. Doch so aussichtslos, wie es wurde malte ich mir die Suche nicht aus. Ein Rückblick und Bestandsaufnahme nach meinen ersten Wochen auf Jobsuche.
Ich bin Kindergartenlehrerin und die werden gesucht. (Zumindest bei uns in der Region Rund um Helsinki.) Dies zeigte sich sofort beim ersten Blick in die Stellenausschreibungen, die Auswahl ist wirklich riesig. Im August beginnt das neue Kindergartenjahr, weshalb die meisten Stellen für den 1.8. ausgeschrieben sind. Passend für uns und unseren familiären Zeitplan. Das alles klingt beim ersten Hinhören vielversprechend und als sei es leicht eine Stelle zu finden. Ist es, wenn man eine Vollzeitstelle sucht. Bis auf wenige Ausnahmen, sind es nämlich alles Stellen in Vollzeit.

Ich such mir dann mal eine Arbeit
Nichtsdestrototz, los ging es! Ich machte meinen Lebenslauf und ein Anschreiben fertig und schickte diese los an die Stellen, die mir zusagten. (Zum Glück läuft dies mittlerweile alles digital. Wenn ich mir vorstelle, was das für Kosten für Briefmarken, Fotos, Papier und so weiter wären…) Ich beschloss mich trotzdem zu bewerben, ich wusste die Nachfrage ist groß und hoffe, dass sie mich lieber für drei Tage einstellen als niemanden zu haben.
Und was soll ich sagen, die Resonanz war wirklich toll. Ich freute mich schnell über Antworten und Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Doch als ich vom ersten Vorstellungsgespräch zurück kam, bemerkte ich meinen Fehler. Ich hatte den Satz, dass ich eine reduzierte Stelle suche im Anschreiben vergessen.
Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon für drei weitere Gespräche Einladungen. Auf meine Nachfrage, die Antwort: „Nein, diese Stellen sind nur in Vollzeit zu besetzen.” Ok, ab jetzt eben sofort mit dem Zusatz, dass ich Arbeit für drei Tage suche. Ich verschickte neue Bewerbungen. Vom anfänglichen Höhenflug landete ich schnell in meinem gähnend leeren E-Mail Postfach.
Ganz ehrlich, meine Bewerbungserfahrungen sind gering. Ich hatte bis jetzt immer das (große) Glück, bisherige Jobs über das altbekannte Vitamin B zu bekommen. Tatsächlich habe ich aber einige Erfahrungen in den letzten Wochen aufholen können…
Bin ich in einer Castingshow gelandet?
Anfrage zum Bewerbungsgespräch und daraufhin keine Rückmeldung seitens des möglichen Arbeitgebers bekommen? Kam nicht nur einmal vor. Reaktion auf die Frage, wann denn mit einer Zu- oder Absage zu rechnen sei? Empörte Antwort: Absagen? Dafür fehlt die Zeit! Ich war in einigen Gruppenbewerbungsgesprächen und fühlte mich eher wie beim Casting oder einer Quizshow um die beste Antwort, als in einem Gespräch zum (gegenseitigen) Kennenlernen. Natürlich muss man sich gut verkaufen, aber mir fehlte das Gespräch, ein Austausch mit dem Arbeitgeber in diesen Situationen.
Nach einem Vorstellungsgespräch bekam ich einen Anruf. Es gäbe eine zusätzliche Stelle, wie im Interview erwähnt. (Ich hatte Interesse dazu geäußert.) Die Gruppe kann ich mir ja mal im Kindergarten anschauen und in den Tagen danach eine Entscheidung treffen. Wie abgesprochen schaute ich mir die Gruppe an, es gefiel mir. Mein Anruf, der eigentlich meine Zusage werden sollte, endete wie folgt: „Wir bleiben in Kontakt, falls sich niemand mit mehr Erfahrung meldet.”
Da kam ich mir ziemlich veralbert vor. Ich war dort zum Bewerbungsgespräch, habe meine Unterlagen dabei gehabt (die sich niemand anguckte) und sogar meine ehemalige Kollegin wurde als „Empfehlung” angerufen. Mir wurde also eine Stelle angeboten und erst, als ich zusagen wollte, wurde bemerkt, dass ich keine langjährige Berufserfahrung bieten kann?
Planänderung
Das tragische an der Jobaussicht, die plötzlich keine mehr war, wir hatten alles über den Haufen geworfen. Ich war bereit diese Stelle trotz Vollzeit anzunehmen. Wir haben uns beraten und wurden uns einig, das wird klappen.
Natürlich gibt es auch Lichtblicke am Bewerbungshimmel und ich habe einige halbe Stellen gefunden. Doch und da ich fühle mich kleinlich, haben diese meist unpassende Arbeitszeiten: 12 bis 17 Uhr. Es würde bedeuten, dass A. erst nach 11 Uhr zum Mittagessen in den Kindergarten ginge. Den aufregenden Teil, mit den Ausflügen, Aktionen am Vormittag würde er verpassen. Paradoxerweise sind diese Stellen eher unbeliebt und auf so eine Stelle kamen gerade mal zwei Berwerbungen. (Ich war gestern bei einem Vorstellungsgespräch für so eine Stelle. Mit dabei, die andere, einzige weitere Bewerberin.
Vereinbarkeit auf Finnisch
Vereinbarkeit in Finnland sieht in grob gesagt so aus, Kindergarten gibt es ziemlich problemlos (siehe meine Erfahrungen zur Kitasuche) für alle und sonst arbeiten beide Eltern halt Vollzeit. (Dies variiert natürlich ein bisschen von der Branche. In einigen Bereichen, wie im Einzelhandel sind halbe Stelle sogar gängiger.)
Befindet man sich jedoch in einem Beschäftigungsverhältnis, kann man seine Stelle, mit Vorlauf auf drei Tage die Woche reduzieren. Das ist rechtlich geregelt. Ich hätte mir besser vor dem Kind einen Arbeitsvertrag besorgen sollen…
Ein wenig war ich schon geschockt, es scheint überhaupt keinen Markt für Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu geben. Irgendwie wurde mir zwar Verständnis für meinen Wunsch, dass mein Sohn am Anfang weniger den Kindergarten besucht entgegen gebracht. Trotzdem schien es einfach niemanden so richtig zu jucken à la „´geht nicht, ham wa nich.” Ich schrieb ja eingangs, ich habe es mir wohl zu einfach vorgestellt mit der Vereinbarkeit von Familienleben und Arbeit.
Wie geht´s weiter mit der Jobsuche?
Wie erwähnt habe ich meine Richtung deutlich geändert und schaue mich genauso nach vollen Stellen um. Ich persönlich finde für mich eine gute volle Stelle besser, als eine „schlechte” halbe. Ich freue mich auf meine Arbeit, da ich sie gerne mache. Trotzdem, wir haben uns einen sanfteren Start für uns alle gewünscht und nicht sofort eine volle Stelle für mich. Überlegungen, dass J. reduziert, sind nicht so einfach machbar, obwohl rechtlich möglich. (Siehe oben.)
Zum Glück haben wir sofort einige Ideen gesammelt um uns das Leben zu erleichtern, sollten wir beide ab August ganztags arbeiten. Supermarktlieferung, Unterstützung im Haushalt und Abholhilfe der Oma wurde zugesagt. Ich finde das wirklich ok und kann mich damit arrangieren. Was ich nicht ok finde, ist dass mir die Entscheidung für eine volle Stelle auf eine Weise aufgezwungen wurden.
Meine Erfahrungen sind natürlich sehr subjektiv und stellen nur einen Ausschnitt dar. Doch es zeigt sich, dass ich mit meinen Erfahrungen und Gedanken nicht alleine bin. So fragt sich „Mama will Schoko” in ihrem Text ob ein Job mit Kleinkind überhaupt vereinbar ist.
Was sind deine Erfahrungen mit der Jobsuche, Bewerbungsgesprächen? Hast du zum Beispiel, das Gefühl, dass es dir schwerer oder leichter als deinem Partner/in fiel/fällt?
Hallo liebe Lara!
Puh, das ist ja echt schwierig mit der Jobsuche, obwohl es ja so einige Stellen gibt, wie Du schreibst. Das mit den Gruppengesprächen finde ich echt blöd. Man sollte sich wirklich intensiv mit dem potentiellen Arbeitgeber unterhalten. Kein Wunder, dass Du dich wie in einer Castingshow fühlst…dabei hängt ja so viel von den Vorgesetzten, vom Team ab, wie gut man sich versteht…
Ich wünsche Dir weiterhin viel Biss und Erfolg bei der Jobsuche. Danke sehr fürs Verlinken!
Liebe Grüße
Natalie
Danke, Natalie. Ja, es wird sich schon etwas finden und vielleicht habe ich ja doch Glück es findet sich eine halbe Stelle.
Liebe Grüße,
Lara