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Was essen Finnen donnerstags? Rezept für Hernekeitto – Erbsensuppe

Solltest du jemals an einem Donnerstag in Finnland zu Mittag essen, vorzugsweise in einer Kantine oder Schule, ist die Chancen hoch, dass es Erbsensuppe (hernekeitto) und als Nachtisch Ofenpfannkuchen (pannukakku) gibt. Hier erfährst du, wie du dieses typisch finnische Donnerstagsmenü nachkochen kannst.

Und warum am Donnerstag? Zum 100. Geburtstag Finnlands ist es an der Zeit der Geschichte hinter dieser Mahlzeit auf den Grund zu gehen. Der Pfannkuchen wird übrigens im Ofen gemacht. Meiner Meinung nach definitiv die einfachere Zubereitungsmethode. Probier es doch mal! Die Rezepte für beide Gerichte findest du am Ende, zuerst folgt ein wenig Erbsensuppengeschichte.

Das Nachkochen der Speisen ist übrigens auch an anderen Wochentagen erlaubt!

Was essen Finnen donnerstags? Hernekeitto - Erbsensuppe - pannukakku - Pfannkuchen

Warum donnerstags?

Das habe ich mich schon lange gefragt. Aus der Uni und Arbeit im Kindergarten kenne ich es, donnerstags gibt es oft die Kombination aus Erbsensuppe und Pfannkuchen.

In einem Finnischsprachkurs wurde mal erwähnt, dass Essen war früher typisch für die Armee. Donnerstags gab es gut füllende Erbsensuppe und Pfannekuchen obendrauf. Danach ging es zwei Tage auf einen langen Marsch ohne viel Verpflegung. Diese Variante kommt der Antwort schon nahe…

Erbsen machen satt

Die hernekeitto hat in Finnland eine lange Tradition. Erbsen wurden schon vor 1000 Jahren viel gegessen. Sie wachsen überall in Finnland, sind nahrhaft und lassen sich leicht trocknen. Am Freitag war der katholische Fastentag und um diesen Tag gut zu überstehen, wurde donnerstags reichhaltig gegessen. Die gut füllende Erbsensuppe bot sich perfekt dafür an.

Zusätzlich gibt es noch einige Legenden, wie Erbsensuppe und Donnerstag zusammenfanden:

Erbsen, das Gemüse Gottes

In der Wikingerzeit wurde Thor, der Donnergott als der Beschützer der Bauern gesehen. Weshalb die gängige Pflanze Erbse ihm gewidmet war. Am Donnerstag, nach Thor benannt (auf Finnisch “torstai”) wurde zu seinen Ehren Erbsensuppe gegessen.

Es gibt auch die Geschichte über den schwedischen König Gustav I. Wasa. Er regierte in den 1500er Jahren Schweden und war oft in Finnland. Steuern durften mit Geld oder in Lebensmitteln beglichen werden. Viele Menschen zahlten ihre Steuern in getrockneten Erbsen. Doch der König hatte irgendwann genug von Erbsen. Am Hof bekam er oft Erbsensuppe um die Steuereinnahmen zu verwerten. Gustav I. Wasa orderte an, dass die Bevölkerung jeden Donnerstag Erbsensuppe essen muss, damit weniger Erbsen als Zahlung übrig blieben.

Hernekeitto ist seit Beginn der finnischen Unabhängigkeit Teil des Essensplans der Armee. Dies ist wohl von Schweden inspiriert, wo die Erbsen jedoch weniger gekocht und roher serviert werden.

Was haben Pfannkuchen damit zu tun?

Die Verbindung von Erbsensuppe und Pfannkuchen ist ein neueres Duo. Es startete wohl im Militär in den frühen 1900ern. Pfannkuchen war früher ein eher exklusives Essen, besonders weil Weichweizen eine sehr teure Zutat war. Erst im 19. Jahrhundert wurde dieses Essen populär und im 20. Jahrhundert zu einem verbreiteten Essen.

Pfannkuchen werden in Finnland im Ofen gemacht. In der Pfanne macht man Crêpes. Bei uns in der Familie sorgt dies oft für Verwirrung. Spreche ich von Pfannkuchen, also die man in der Pfanne macht, denkt J. an Crêpes. Obwohl ich halt Pfannkuchen meine, irgendwie verwirrend. 😉 Die Ofenversion ist definitiv einfacher und ich ziehe sie gerne der Pfannenmethode vor.

Hernekeitto und pannukakku – ein beliebtes Duo

Ein Grund, warum die Kombination so beliebt in Finnland ist, beruht wohl auf die große Tradition des Essens in Kantinen. Es gibt Mahlzeiten in den Schulen, Kindergärten, Kantinen in Firmen, beim Militär, halt in Einrichtungen wo für viele Menschen gekocht wird. Und Erbsensuppe bietet ein Gericht, das sich gut in großer Menge zubereiten lässt. Zu Fastnacht wird die Kombination gerne angeboten, erst geht es zum Rodeln und zum Mittag folgen Erbsensuppe und Pfannenkuchen.

Auf den ersten Blick sieht die Erbsensuppe nicht sonderlich ästhetisch aus. Man könnte glauben, sie kommt nicht bei Kindern an. Doch aus Erfahrungen im Kindergarten kann ich sagen, sie wird nicht weniger gegessen als anderes Essen. Vielleicht motivieren die Pfannkuchen als Nachtisch. 😉

Mehr Infos (auf Finnisch) über die Erbsensuppe gibt es hier.

Was essen Finnen donnerstags? Hernekeitto - Erbsensuppe - pannukakku - Pfannkuchen

Zubereitung und Rezept für die Hernekeitto (Erbsensuppe)

Vorweg gesagt, die Erbsensuppe ist einfach gekocht, braucht aber Zeit. Also lieber ein bisschen planen, wann gegessen werden soll.

Zutaten für vier (große) Portionen:
  • 500 g getrocknete Erbsen,
  • 2,5 – 3 l Wasser,
  • 0,5 tl Majoran,
  • schwarze Pfefferkörner nach Belieben,
  • 300 g Kochschinken,
  • eine große Zwiebel,
  • 4 Möhren,
  • nach Wunsch Senf.

Die Erbsen werden abgespült und dann im Wasser für acht bis zehn Stunden oder über Nacht eingeweicht. Danach werden die Erbsen im selben Wasser aufgekocht, Majoran und Pfeffer kommen hinzu.

Dann werden die Zwiebel und Möhren in kleine Würfel, sowie der Schinken in kleine Stücke geschnitten und hinzugefügt. Ein bisschen Wasser auffüllen. Die Suppe muss nun für viele Stunden auf kleiner Flamme kochen. Vier Stunden sind eine gute Zeit, doch man kann sie ruhig länger köcheln lassen. Regelmäßig umrühren und etwas Wasser hinzufügen, dass die Suppe nicht zu fest wird.

Am Ende hat man eine sämige Masse, die Erbsen haben sich zerkocht. Damit die Suppe gut durchziehen kann, am besten über Nacht stehen lassen. Am nächsten Tag hat sich eine feste Masse gebildet, das ist normal. Erneut Wasser hinzufügen und nochmal aufkochen.

Wer mag, kann die Suppe natürlich auch vegetarisch/vegan kochen und mit Senf garnieren. Sie eignet sich wunderbar zum Einfrieren. Ich schaffe nie mehr als eine Portion, zudem soll ja noch Platz für den Nachtisch bleiben.

Was essen Finnen donnerstags? Hernekeitto - Erbsensuppe - pannukakku - Pfannkuchen

Zubereitung und Rezept für Pannukakku (Ofenpfannkuchen)

Für sechs Portionen brauchst du:
  • 1 l Milch,
  • 300 g Weizenmehl,
  • 2 Eier,
  • 45 g Zucker (ich habe weniger genommen),
  • 1 tl Salz,
  • 50 g Butter,
  • 1 tl Vanillezucker.

Mit einem Schneebesen das Mehl, die Eier, Zucker, Vanillezucker und Salz in die Milch rühren. Die Butter schmelzen und unterrühren. Den Teig für eine halbe Stunde ruhen lassen.

Den Teig in eine mit Backpapier ausgefüllte oder eingefettete Ofenform füllen. Ich habe eine Quicheform gewählt, so wurde der Pfannkuchen weniger dick. Das ist Geschmackssache. Man kann ihn genauso auf einem Blech machen, dann lohnt es sich eventuelle die Teigmenge zu erhöhen.

Bei 200 Grad wird der pannukakku 45 Minuten im Ofen gebacken. Es lohnt sich öfter zu schauen, ob er schon durch ist. Am Ende sollte er goldbraun sein.

Traditionell gibt es Erdbeermarmelade dazu. J. mag noch Sahne obendrauf. Im Endeffekt sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. 😉

Hyvää ruokahalua! Guten Appetit! Bis bald und viele Grüße aus Finnland,

Lara

2 Comments

  1. Hei liebe Lara,
    ich freue mich, dass ich deinen Blog entdeckt habe. Ich selbst schreibe auch über Finnland, insofern ist es immer wieder spannend für mich zu lesen, was andere an dem wunderbaren Land so besonders finden.
    Danke für deine Geschichten!
    Herzliche Grüße vom Bodensee, Tarja

Ich freue mich über einen Kommentar von dir.